- Fatah
- Fa|tah [fa'tax], die; - [arab. (al-)fataḥ., geb. aus rückwärts gelesenem ḥarakat at-taḥrīr al-waṭanī al-filasṭīnī = Bewegung zur nationalen Befreiung Palästinas, also eigtl. = fatḥ = Eroberung]:von palästinensischen Arabern gegründete, zur PLO gehörende politische Organisation, die für ein unabhängiges Palästina eintritt.
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Fạtah[arabisch fath »Sieg«, »Eroberung«, umgestelltes Akronym für Harakat at-tahrir al-watani al-filastini »Patriotische Palästinensische Befreiungsbewegung«], Al-Fatah, El-Fatah, 1958 von palästinensischen Arabern gegründete Kampforganisation zur Rückeroberung Palästinas, begann am 1. 1. 1965 mit Guerilla-Aktionen gegen Israel. Sie entwickelte sich zur stärksten Untergrundorganisation der palästinensischen Araber und - nach ihrem Beitritt zur PLO (1968) sowie der Wahl ihres Mitgründers und (seit 1968) Führers J. Arafat zum Vorsitzenden von deren Exekutivrat (Anfang Februar 1969) - zum Kern der PLO. Nach der Zerschlagung der palästinensisch-arabischen Stützpunkte in Jordanien (v. a. in Amman) durch die jordanische Armee vom 17. bis 27. 9. 1970 (»Schwarzer September«) und der Vertreibung der PLO-Freischärler im Frühsommer 1971 wurde Libanon (Beirut) die wichtigste Operationsbasis der Fedajin-Verbände, v. a. der Al-Fatah.Noch im September 1970 gründeten radikale Mitglieder der Al-Fatah die v. a. Anfang der 1970er-Jahre aktive Terrororganisation Schwarzer September (Beteiligung an Flugzeugentführungen und am Anschlag auf die Olympischen Spiele in München 1972). Nach der Evakuierung der militärischen Verbände der PLO aus dem südlichen Libanon (5. israelisch-arabischer Krieg; 1982) kam es angesichts der fortan pragmatischeren Verhandlungsstrategie Arafats und einer Rebellion innerhalb der Al-Fatah (1983; Vertreibung aus Nordlibanon) unter syrischer Einflussnahme zur Spaltung der Al-Fatah (und PLO); Ende der 1980er-Jahre sagte sie sich offiziell vom Terrorismus los. Bei den Wahlen zum Legislativrat (Autonomierat) für die Autonomiegebiete am 20. 1. 1996 errang die Al-Fatah eine deutliche Mehrheit (56 % der Stimmen; 50 der 88 Mandate; von den 35 »unabhängigen« Mandatsträgern sind weitere 15 Al-Fatah-Rebellen) und stellt seitdem Minister in Arafats Kabinett sowie hochrangige Beamte und Mitarbeiter in der Autonomiebehörde.Der Generalsekretär der Al-Fatah für die autonomen Distrikte des Westjordanlandes, Marvan Barghuti, wurde am 15. 4. 2002 von einer Sondereinheit der israelischen Armee verhaftet. Israel wirft ihm vor, für einen Großteil der Gewalt in der im Oktober 2000 begonnen »zweiten« bzw. »Al-Aksa-Intifada«, einem zunächst spontanen, bald aber zunehmend organisierten Aufstand gegen die israelische Besatzung und den Friedensprozess, verantwortlich zu sein. Hierfür spricht, dass Barghuti eine führende Rolle in dem genannten »militärischen Arm« der Al-Fatah, die Tanzim-Milizen (Tanzim) spielte; vorwiegend aus jugendlichen Al-Fatah-Mitgliedern zusammengesetzt, bilden diese Milizen eine lose, aber radikale Untergruppierung der Al-Fatah. Sie nennen sich seit Juni 2001 »Al-Aksa-Brigaden« und üben seit Frühjahr 2002 auch Selbstmordattentate im israelischen Kernland aus, eine Gewaltform, die bis dahin nur von Anhängern der islamistischen Hamas und des Djihad Islami angewandt wurde.
Universal-Lexikon. 2012.